Auf Bohrinseln im Golf von Mexico, dem Flughafen London-Heathrow oder Aida- Kreuzfahrtschiffen: Weltweit treiben rund 30 Millionen Motoren von VEM Schiffe, Schnellzüge, Chemieanlagen, Walzwerke, Wasser- und Windkraftanlagen sowie Lüftungssysteme in Straßentunneln an. Um seine Beschaffungs-, Fertigungs- und Versandprozesse zu optimieren, hat VEM motors jetzt gemeinsam mit ONK alle Lager am Standort im Werk in Wernigerode von analoger auf digitale Lagerverwaltung umgestellt.
VEM ist ein weltweit agierendes, mittelständisches Unternehmen mit drei Produktionsstandorten in Deutschland: Dresden, Wernigerode und Zwickau. Seit 1886 die Entwicklung elektrischer Motoren maßgeblich mitbestimmt, hat sich der Firmenverbund VEM mittlerweile zum System- und Komplettanbieter entwickelt. Rund 1.500 Mitarbeiter konzipieren und produzieren geregelte elektrische Antriebssysteme, Spezialmotoren und Sondermaschinen mit einem Leistungs- spektrum von 0,06 kW bis 42 MW sowie Komponenten der Antriebstechnik und Energieerzeugung. Der VEM-Standort im sachsen-anhaltischen Wernigerode ist auf Norm-, Standard- sowie Spezialmotoren, die beispielsweise explosionsgeschützt ausgeführt sind, Hitze und Feuchte aushalten oder erhöhten Schwingungs- anforderungen standhalten, im Leistungsspektrum von 7,5 kW bis 1000 kW spezialisiert.
Nummernplan mit über sechstausend Lagerkoordinaten
Um seine Beschaffungs-, Fertigungs- und Versandabläufe zu beschleunigen, hat VEM motors jetzt die Lagerverwaltung an seinem Standort mit vier Werkhallen in Wernigerode auf Logistik 2.0 umgestellt. „Eine entscheidende Voraussetzung dafür war eine einheitliche, maschinenlesbare Notation innerhalb des gesamten Werks“, erläutert Ralf Lustig, Projektingenieur der VEM motors GmbH. Dafür holte sich VEM den Kölner Spezialisten für visuelle Lagerorganisation, ONK, als Partner zur Seite. Nach einem Besichtigungs- und Beratungstermin vor Ort erstellten ONK und VEM auf Basis der Gegebenheiten, unter anderem der Lagerstruktur und dem Lagerverwaltungssystem, einen einheitlichen logistischen Nummernschlüssel über alle Läger. Dieser definiert die Struktur und weist jedem einzelnen der mehr als sechstausend Stellplätze in den Regal- und Blocklagern eine eineindeutige Lagerplatzkoordinate, bestehend aus Halle, Regalnummer, -reihe, -ebene und -fach zu. „Nach dem Scannen oder manueller Eingabe der Identnummer erhalten wir nun in kürzester Zeit und mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit gegen Null den Lagerort des gesuchten Lagerguts“, erläutert der Ingenieur.
Flexible Kennzeichnung bei Reorganisation der Stellplätze
Im Blocklager kennzeichnen spezielle Schilder mehr als 1000 Stellplätze. Die jeweilige Lagerplatzkoordinate ist klarschriftlich dargestellt und auch als Barcode verschlüsselt. Für eine optimale Lesbarkeit ist der Barcode auf retroreflektierender Spezialfolie aufgebracht. Die Grundstruktur der Regallagerbereiche geben die mit Buchstaben und Ziffern beschrifteten Gangschilder vor. Die rund sechstausend Stellplätze in den Regalen sind hierbei jeweils durch farblich gestaltete Etiketten mit klarschriftlicher Lagerplatzbezeichnung, einem dazu gehörenden Barcode sowie die Höhenpositionen anzeigenden Richtungspfeilen versehen. Um in der Einführungsphase bei der Umstellung von Alt- auf Neusystem flexibel zu sein, hat sich VEM für magnethaftende Etiketten entschieden. „Im Gegensatz zu selbstklebenden Etiketten kann diese Art der Anbringung bei einer Reorganisation in dieser Größenordnung durchaus vorteilhaft sein“, sagt Lustig. „So konnte die Systemabbildung bei der Umstellung skalierbar erfolgen. Die Mitarbeiter hatten bei der Einführung zeitweise die Möglichkeit, auf die Notation des vorherigen Systems zurückzugreifen, was vieles vereinfachte.“
Ein Etikett für sechs Ebenen ermöglicht bequemes Scannen
In den Lagern der Fertigungsbereiche wurden Mehrebenen-Etiketten angebracht. Sie bilden alle Lagerplätze eines Feldes an einer für den Kommissionierer gut erreichbaren Stelle in Sichthöhe ab. Jeder der bis zu sechs Ebenen ist ein individueller Farbcode, z.B. Weiß für Ebene 1, Hellblau für 3 und Gelb für 5, sowie der Regalfachnummer zugeordnet. Um falsches Scannen der bis zu sechs nebeneinander angeordneten Barcodes zu vermeiden, sind diese um 90 Grad gedreht, das heißt senkrecht aufgedruckt. Nicht nur die Produktion, auch die Montage der über 6.000 Schilder und Etiketten erfolgte durch ONK. „Für die Umstellung unserer Lagerverwaltung in diesem Ausmaß wollten wir einen Anbieter mit Rundum-Paket, also Beratung, Produktion und Montage aus einer Hand“, betont Lustig. Im Juni war die Reorganisation am Standort in Wernigerode abgeschlossen. „Mit der Digitalisierung unserer Logistik sind wir nunmehr für die Zukunft gewappnet. Schon jetzt ist spürbar, dass unsere Abläufe schneller, Fehlerquoten geringer und Kosten vermindert wurden. Zudem sind wir einen Schritt näher, die Supply-Chain- Management-Philosophie der Automobilindustrie bei uns zu integrieren und damit die Lieferanten- und Unterlieferantenzuverlässigkeit zu gewährleisten. Angesichts unseres 70-jährigen Firmenjubiläums in diesem Jahr ist das eine nachhaltige Investition in die Zukunft.“
Bilder © VEM motors GmbH